April 2008. Nachdem mein "Star" nun fertig war und ich gerade im Restaurationsfieber war, erzählte mir mein Freund Andy, dass er im Wald mehrere Teile vom SR 4-1 Spatz gefunden habe. Unter anderem war da ein fast kompletter Sömtron Motor und ein Rahmen dabei. So schickte er mir den Motor zur Begutachtung zu. Der erste Eindruck war nicht der beste, man meinte, dass das Ding nicht mehr zu retten sei, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So fing ich Anfang Sommer an, den Motor zu reinigen und zu zerlegen.

Mit Zuhilfenahme von sehr guten Reinigern, die mein Nachbar vertreibt, konnte ich die doch schon sehr stark korrodierten Motorgehäuseteile in einen ordentlichen Zustand versetzen. Man konnte kaum glauben das diese Teile mehrere Jahrzehnte bei Wind und Wetter irgendwo im Wald bei Freiberg lagen. Die Getriebeteile waren noch in einem erstaunlich gutem Zustand, nur die Kupplungsteile und die Kurbelwelle waren nicht mehr zu gebrauchen. Hier kam auch wieder Andy mit Ersatzteilen zu Hilfe.

Im Laufe des Sommers 2008 habe ich dann den Motor komplett regeneriert. Alle Lager, Simmerringe, Dichtungen sowie die Kupplung und die Kurbelwelle wurden erneuert. Kolben und Zylinder bekam ich dann auch noch dazu. Da diese Teile noch erhaltenswert waren, wurden dem Kolben nur neue Kolbenringe spendiert. So befand sich Ende Sommer der Motor wieder in einem gutaussehendem und funktionstüchtigen Zustand.

Nach und nach hatten wir dann alle Teile beisammen, um endlich mit der Restauration anfangen zu können. Hier halfen mir wieder meine Freunde, ein ehemaliger Schulkamerad und das bekannte Onlineauktionshaus.
 

Nun kam wieder die Frage auf, welche Farbe wohl die beste sei. Da noch einige Spraydosen mit "Rot" RAL 3002 vorhanden waren, und der "Spatz" auch in dieser Farbe damals ausgeliefert wurde, fiel die Auswahl nicht schwer. Der Tank und die Seitenteile sollten wie das Original in Weißgrün lackiert werden. Über diese Farbe habe ich lange nachgedacht, aber das Resultat fiel gut aus!

Anfang März 2009. Nachdem alle Teile instand gesetzt waren, wurden sie nass geschliffen und wenn nötig gespachtelt. Nach dem Trocknen wurden sie später mit Haftgrund grundiert, um für die endgültige Lackierung vorbereitet zu werden.

Am 10. März 2009 bekamen all die Teile dann ihre endgültige Lackierung, rot und weißgrün, eben wie der "Spatz" damals anzutreffen war.

Nachdem einen Tag später die Teile durchgetrocknet waren, fing ich an, den Rahmen, Schwinge und hinteres Schutzblech zusammenzubauen. Die Federbeine waren noch von meinem Star Projekt übrig geblieben, also stand dem kompletten Zusammenbau nichts mehr im Wege. Im Laufe der Woche war alles eingebaut, Motor und Vergaser inklusive. Die Felgen wurden lackiert - nicht ganz original, denn der "Spatz" hatte eigentlich Stahlfelgen, die wie Tank und Seitenverkleidungen Weißgrün lackiert waren. Aber kleine Details können auch später noch ergänzt werden.

Im April habe ich dann neue Bowdenzüge und einen neuen Kabelbaum eingezogen. Da ich nur eine Lichtmaschine vom SR 2 hatte musste ich etwas improvisieren, denn der Spatz hat ja auch Bremslicht. In diesem Fall übernahm ich die Licht- und Bremslichtspule vom Star. Somit war auch dieses Problem gelöst. Als der "Spatz" komplett zusammengebaut war kam endlich der lang ersehnte Funktionstest.
Wie schon von den anderen Simsons bekannt, sprang der Motor nach kurzer Zeit an - die erste Probefahrt stand an. Kleine Einstellungen an Schaltung und Kupplung waren notwendig, aber sonst lief der "Spatz" bestens!

Nach und nach wurden auch Details ergänzt; Andy bekam noch eine originale Stahlfelge für den Spatz, die Rücklichtkappe wurde gegen eine dem Original entsprechend nachgefertigte gelb / rote Rücklichtkappe ausgetauscht. Im Sommer 2009 war der Spatz bis auf den Spiegel komplett. Zur Freude meines Sohnes durfte er von nun an mit dem "Spatz" seine Runden in Omas Garten drehen.

Innerhalb eines Jahres entstand aus teilweise sehr mitgenommenen Teilen in liebevoller Kleinarbeit ein relativ seltener SR 4-1 K "Spatz" mit Sömtron Motor und Kickstarter. Die Restauration kostete zwar über 650 €, aber ich denke es hat sich gelohnt solches Fahrzeug zu erhalten und zu nutzen.